Kooperation Raiffeisenbank Oldenburg eG und LzO

Oldenburg, 2. November 2020

Können auch bei der Konkurrenz an – jeweils einem – Automaten kostenlos abheben: LzO-Vorstandsmitglied Tanja-Vera Asmussen und Raiffeisenbank-Vorstand Thorsten Schwengels (für das Foto nahmen sie kurz die Maske ab).

Wer einen Geldautomaten nutzt, der nicht zu seiner Bank gehört, muss eigentlich eine Gebühr bezahlen. Raiffeisenbank und LzO geben nun je einen Automaten für die Kunden des anderen frei – in Wechloy und in Hundsmühlen.

Oldenburg /Hundsmühlen Die Gebühren aus der Geldautomaten-Nutzung durch Kunden anderer Finanzgruppen gehören zu den wichtigsten Einnahmen von Banken und Sparkassen. Jetzt kommen sich – vermutlich einmalig im Nordwesten – die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) und die Raiffeisenbank Oldenburg an zwei Standorten entgegen: Sie öffnen jeweils einen Automaten für die Kunden des Konkurrenten.

Um was es geht

Konkret: Kunden der Raiffeisenbank können ab 1. Dezember den LzO-Geldautomaten in Hundsmühlen kostenlos benutzen. Zurzeit werden dafür 3,50 Euro pro Posten fällig.

Zugleich öffnet die Raiba ihren stark frequentierten Automat im Famila-Einkaufszentrum in Wechloy für LzO-Kunden. Die mussten dort bisher 2,95 Euro berappen.

Die Hintergründe

Der Geldautomat der Raiffeisenbank bei Famila in Wechloy. Bild: Stüber

Was steckt dahinter? Zwei Entwicklungen führten zusammen, wie LzO-Vorstandsmitglied Tanja-Vera Asmussen und Raiffeisenbank-Vorstand Thorsten Schwengels erläuterten: Bei Famila hätten Kunden einen LzO-Automaten vermisst und dies auch geäußert. Man fühlte bei der Raiffeisenbank vor. Diese wiederum informiert gerade ihre Kunden in Hundsmühlen, dass auch der verbliebene Rest der dortigen Filiale (Automat/Drucker) demnächst geschlossen wird. Dieser Standort war mit der Ortsentwicklung in Randlage geraten. Nun soll der Automat in der LzO-Filiale beim Geschäftszentrum die Geldversorgung übernehmen.

Ziel sei es, „den Weg zu Geldautomaten für die Kunden von Raiffeisenbank und LzO möglichst kurz zu halten“, erläuterten die Vorstände. Mit der Kooperation übernehme man „gemeinsam Verantwortung für die Region“.

Das regt die Fantasie an. Angedeutet wird, dass mehr daraus werden könnte. Ein zukünftiger Ausbau der Kooperation sei „vorstellbar“, hieß es.

Revolution im regionalen Finanzsektor? Traditionell haben die drei großen Instituts-Gruppen – Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken – ihre Organisationen getrennt und kassieren gern Gebühren von Kunden der Konkurrenz.

2019 aber erregte Aufsehen, dass in Hessen die Taunus Sparkasse und die Frankfurter Volksbank gemeinsame Filialen eröffneten. Anderenorts soll es erste gemeinsame, gruppenübergreifende Automatennutzungen zwischen örtlich verwurzelten Banken schon geben, hieß es auf Anfrage bei den Spitzenverbänden in Berlin. Aber in der Region ist das bisher „noch nicht verbreitet“, weiß Schwengels.

Dabei: Die Automaten bleiben für viele Menschen wichtig, meint LzO-Pressesprecher Andreas Renken – trotz abnehmender Bargeldzahlungen und weniger Automatennutzung. Andere Bargeld-Kanäle könnten die Automaten aus Kundensicht bisher einfach nicht ersetzen.

Eine Einschätzung

 „Die Kooperation ist ein guter und richtiger Ansatz“, findet Professor Stefan Janßen, Banken-Experte an der Jade-Hochschule (Wilhelmshaven). „Beide Institute sind in der Fläche präsent und müssen die Kosten dafür im vertretbaren Bereich halten, gerade weil sie durch das Niedrigzinsniveau bereits stark unter Ertragsdruck sind.“

Janßen sagt auch: Die Kooperation sei „wegweisend – diese Häuser sind und bleiben Konkurrenten, daher ist diese Kooperation ein großer Schritt.“ Er entspreche aber auch „dem Versorgungsauftrag der Sparkassen und dem Förderauftrag der Volks- und Raiffeisenbanken.“

Janßen: „Es ist gut, dass die Vorstände beider Institute dazu auch neue und früher undenkbare Wege beschreiten.“